Physician Assistant: Ein Berufsbild mit Zukunft?

Physician Assistant: Ein Berufsbild mit Zukunft?

Physician Assistant: Ein Berufsbild mit Zukunft?

Neben den klassischen Gesundheitsberufen in Medizin und Pflege gibt es in Deutschland zahlreiche weitere Berufsbilder, die in der gesundheitlichen Versorgung der Bevölkerung eine Rolle spielen. Ein vergleichsweise eher unbekanntes Berufsbild ist das des Physician Assistants. Die Bundesärztekammer zählte in einem Paper ganze 179 Absolvent/innen von PA-Studiengängen seit dem Jahr 2005, die eine unmittelbar anschließende Beschäftigung in der Patientenversorgung aufgenommen haben. Zum Vergleich: Die Bundesärztekammer führt aktuell 39.463 Ärztinnen und Ärzte mit der Gebietsbezeichnung Chirurgie auf.

Während in den USA seit Jahrzehnten der Physician Assistant in der chirurgischen Versorgung von Patient/innen bekannt ist, gestaltet sich die Entwicklung eines solchen Berufsbildes in Europa eher zögerlich. Eine Ausnahme bilden, wie so oft, die Niederlande, die viele Spezialisierungen rasch aufgreifen, entwickeln und etablieren.

In Deutschland ist das Berufsbild Medizinische/r Assistent/in Chirurgie mit der Möglichkeit einer Fachhochschul-Studienqualifizierung und einem Bachelorabschluss gegeben. Ist dieses Studium erfolgreich absolviert, besteht die Chance, einen Masterstudiengang an einer Fachhochschule zu absolvieren mit dem Abschluss Physician Assistant.

Bereits in der Ausbildung wird deutlich, dass das Berufsbild durch die Studiengänge unterschiedlich gefasst wird. Erreichen die einen den Titel nach einem Bachelorabschluss, benötigt es in anderen Studiengängen dazu einen Mastertitel. In Deutschland tummelt sich eine Reihe von Anbietern von Studiengängen in diesem Bereich. Dabei sind die Studiengangsinhalte nicht einheitlich gefasst.

Wenn ein neues Berufsbild entsteht, ist es von Interesse, das Tätigkeitsgebiet zu umreißen und es abzugrenzen von anderen Berufen. Bei diesem medizinischen Assistenzberuf fällt dies nicht leicht, da sich das Berufsprofil oft durch die Definition von Assistenztätigkeiten in Zusammenarbeit mit chirurgisch tätigen Ärztinnen und Ärzten ergibt.

Als historische Komponente wird in diesem Zusammenhang oft an die Kriegschirurgie erinnert. Zu wenige Ärztinnen und Ärzte in Krisensituationen machten das oft selbstständige Agieren von medizinischen Assistent/innen in einer Häufigkeit notwendig, dass dafür der Begriff des Feldschers entstand, ein Berufsbild, das etwa in Russland heute noch bekannt ist.

Die Bundesagentur für Arbeit fasst das Berufsbild wie folgt: »Arztassistenten und -assistentinnen bzw. Physician Assistants führen unter Aufsicht von Ärzten und Ärztinnen delegierbare Aufgaben im medizinischen Bereich aus und übernehmen medizinisch-organisatorische Tätigkeiten.« Auch der Deutsche Hochschulverband Physician Assistant e.V. bringt nur die knappe Aussage: »Arztassistent (englisch Physician Assistant) und Medizinischer Assistent – Chirurgie sind akademische medizinische Berufe. In einem Bachelorstudiengang erwerben sie die Voraussetzungen, um delegierbare Tätigkeiten selbstständig auszuüben, die zuvor Ärzt*innen vorbehalten waren.«

Manche Versuche, die dreijährigen Bachelor-Studiengänge mit dem Studium der Humanmedizin an Universitäten zu vergleichen und ihnen eine gewisse Ähnlichkeit zu attestieren, scheinen allerdings weit hergeholt. Hilfreicher könnte es hier sein, auf die Beschreibung des Berufsbilds einer renommierten Hochschule zu schauen, die seit Jahren Physician Assistants in Deutschland ausbildet: »Im Studium werden Ihnen Kompetenzen vermittelt, die Sie als zukünftige Arztassistentinnen und Arztassistenten dazu befähigen, von Ärztinnen und Ärzten delegierte Aufgaben in der Patientenversorgung zu übernehmen. Als Medizin- und Arztassistent/-in – Chirurgie wirken Sie bei Behandlungen mit, unterstützen Ärztinnen und Ärzte bei deren klinischer Tätigkeit und arbeiten mit ihnen im interprofessionellen Team. Darüber hinaus werden Sie in der Lage sein, Prozesse auf der Basis wissenschaftlicher Theorien und Erkenntnisse zu planen, durchzuführen, zu dokumentieren und zu evaluieren. Das Berufsbild sowie das Studium sind in Deutschland und im Ausland auch unter dem Begriff Physician Assistant bekannt.«

Wenn ein Berufsbild durch die Zusammenarbeit mit Ärztinnen und Ärzten geprägt wird und auch in der Übernahme von Tätigkeiten besteht, die von Ärzten delegiert werden, macht es Sinn, die Stellungnahme der deutschen Ärzteschaft vorzustellen.

Bereits 2017 nahm die Ärzteschaft mit einem Papier der BÄK dazu Stellung: »Für die Ausübung des Arztberufes bedarf es der Approbation als Arzt oder der ärztlichen Berufserlaubnis (…) Die persönliche Leistungserbringung durch den Arzt ist eines der wesentlichen Merkmale seiner freiberuflichen Tätigkeit. Er muss aber nicht jede Leistung höchstpersönlich erbringen. Vielmehr gehört es zu den Grundprinzipien der gesundheitlichen Versorgung in allen Sektoren, dass Ärzte Leistungen an nichtärzliche Mitarbeiter delegieren. (…) Der Arzt darf Leistungen, die er aufgrund der erforderlichen besonderen Fachkenntnisse nur höchstpersönlich erbringen kann, nicht delegieren. Dies sind solche Leistungen oder Teilleistungen, die der Arzt wegen ihrer Schwierigkeit, ihrer Gefährlichkeit für den Patienten oder wegen der Unvorhersehbarkeit etwaiger Reaktionen unter Einsatz seiner spezifischen Fachkenntnis und Erfahrung höchstpersönlich erbringen muss. Dazu gehören die Anamnese, die Indikationsstellung, die Untersuchung des Patienten einschließlich invasiver diagnostischer Leistungen, das Stellen der Diagnose, die Aufklärung und die Beratung des Patienten, die Entscheidung über die Therapie und die Durchführung invasiver Therapien einschließlich der Kernleistungen operativer Eingriffe.«

Einen guten Überblick über die Studieninhalte gibt der Aufriss des Studiengangs »Medizinische Assistenz – Chirurgie, B.Sc.« der Fliedner Fachhochschule. Die Hochschule bietet auch eine Beratung zum Studiengang und zu den späteren beruflichen Tätigkeiten an.

Wie steht es mit den Berufsaussichten?

Dass Fachkräfte im Gesundheitswesen gesucht werden, ist eine Binsenweisheit. Von daher sind die Berufsaussichten für Physician Assistants bei entsprechendem Engagement als positiv einzuschätzen. Allerdings werden Berufsrollenträger in Kliniken und Ambulanzen für das Berufsbild permanent werben und sich mit ihrer Berufsrolle entsprechend häufig erklären müssen. Der Beruf ist auch tarifrechtlich nicht gefasst, von daher werden auch Anforderungen an das Verhandlungsgeschick bei Gehaltsforderungen gestellt.

Wer den Beruf spannend findet, steht vor der Frage, wo er sich entsprechend qualifizieren kann.

FAQs zur Studiengangswahl Physician Assistant

Nicht eine bunt bebilderte Website ist von Belang bei der Wahl des Studienorts. Von Interesse ist vielmehr:

  • Wie lange besteht die Hochschule?
  • Verfügt sie über etablierte Kompetenzen im Bereich des Gesundheitswesens? Ist sie auf das Sozial- und Gesundheitswesen spezialisiert?
  • Wer leitet den Studiengang?
  • Verfügt die Studiengangsleitung über wissenschaftliche Kompetenzen, nachgewiesen über eine Habilitation sowie ein Veröffentlichungsverzeichnis, das umfangreich Publikationen in renommierten wissenschaftlichen Fachzeitschriften auflistet?
  • Hat der Studiengangsleiter / die Studiengangsleiterin Lehrbücher verfasst, die als Standardwerk im medizinischen Fachgebiet gelten?
  • Hat der Studiengangsleiter / die Studiengangsleiterin klinisch-praktische Erfahrung, fachärztlich gearbeitet, Berufserfahrung in leitender Position als Chefärzt/in?
  • Bietet mir die Hochschule die Möglichkeit, nach einem erfolgreichen Bachelorabschluss ein Masterstudium anzuschließen?
  • Sind die Studiengebühren vertretbar? Die Spanne bewegt sich derzeit von Monatsgebühren unter 400 € bis hin zu Gebühren über 500 € pro Monat. Kommen Zusatzkosten für Einschreibung und Prüfungen hinzu?
  • Wird ausreichend über Fördermöglichkeiten wie Bafög oder Stipendien informiert?
  • Gibt die Hochschule Auskunft, wie viele Student/innen derzeit in einem solchen Studiengang eingeschrieben sind und wie viele Absolvent/innen das Studium erfolgreich beendet haben?
  • Verfügt die Hochschule über ein weitreichendes Praxisnetz im Gesundheitswesen?

Wird ein Positivbeispiel hierzu gesucht, so kann auf die Fliedner Fachhochschule Düsseldorf verwiesen werden. Zwei Studienabschlüsse hat die Hochschule für dieses Berufsbild erfolgreich etabliert. Der Bachelor-Grad kann erworben werden als »Medizinische Assistenz – Chirurgie«, die Hochschule bietet ebenfalls die Möglichkeit, den Masterabschluss »Physician Assistant« zu erwerben. Als Fachhochschule ist die Fliedner Hochschule eingebettet in das Praxisnetz der Diakonie mit zahlreichen Angeboten im Bereich des Gesundheits- und Sozialwesens. Für die Studiengangsleitung hat die Fliedner Fachhochschule einen renommierten Arzt gewinnen können, Prof. Dr. Joachim Erckenbrecht, ein erfahrener Internist und Gastroenterologe,  habilitierter Mediziner mit anerkannter wissenschaftlicher Expertise und langjähriger Leitungserfahrung als Chefarzt eines Krankenhauses. Die Fliedner Fachhochschule hat ebenfalls Prof. Dr. med. Bernhard Hemming berufen, einen langjährig erfahrenen Allgemeinmediziner, der in der ambulanten Versorgung wie auch in der Forschung der Allgemeinmedizin als Lehrbeauftragter am Institut für Allgemeinmedizin der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf tätig ist.

Das mibeg-Institut berichtet im Informationsblog anerkennung-medizin.de fortlaufend über Themen rund um die Anerkennung von Gesundheitsberufen und wird auch zukünftig zum Berufsbild Physician Assistant informieren.