»Modell NRW«: Anerkennungsqualifizierungen für Gesundheitsberufe

Gesundheitsfachkräfte aus über 80 Ländern im mibeg-Institut Medizin

Das Bundesarbeitsministerium hat, unterstützt durch das Bundesbildungsministerium, den Europäischen Sozialfonds und die Bundesagentur für Arbeit, mit dem Förderprogramm »Integration durch Qualifizierung (IQ)« bundesweit gute Möglichkeiten geschaffen, die Anerkennungsgesetze in Bund und Ländern zu begleiten und Anerkennungssuchende mit Beratung und Qualifizierung zu unterstützen.

Ab 2015 wurden über dieses Programm auch Qualifizierungen gefördert. Bis Ende 2018 hat das mibeg-Institut Medizin mit Hilfe dieser Fördermittel in ganz Nordrhein-Westfalen Qualifizierungsprogramme für Gesundheitsberufe aufgebaut. Ein halbes Jahr nach Ende dieser Förderphase ziehen wir Zwischenbilanz.

Eine Besonderheit: In Nordrhein-Westfalen wurde zu Beginn der Förderphase für alle reglementierten Gesundheitsberufe ausschließlich ein Institut beauftragt. Das mibeg-Institut Medizin hat seitdem für diese Zielgruppe Curricula für Qualifizierungen entwickelt und sie in Nordrhein-Westfalen etabliert, um durch gute Anerkennungsqualifizierungen passgenaue und rasche Wege aufzuzeigen, die zur Berufszulassung führen.

In Nordrhein-Westfalen hat das mibeg-Institut unter dem Programmtitel IQuaMed Kurse eingerichtet zur Vorbereitung auf die Kenntnisprüfung für Ärzt/innen, Apotheker/innen und Zahnärzt/innen. Hinzu kamen Seminare zur Vorbereitung auf die Fachsprachprüfungen vor ihren jeweiligen Kammern.

Geschaffen wurden passgenaue Qualifizierungsbausteine, darunter Intensivseminare mit vierwöchiger Dauer zur Vorbereitung auf die Fachsprach- und Kenntnisprüfung für Anerkennungssuchende, die bereits über sehr gute Deutschkenntnisse verfügen.

Wenn eine intensive fachsprachliche und auch fachliche Qualifizierung erfolgen muss, steht für die große Anzahl der anfragenden Ärztinnen und Ärzte das Seminar Qualifizierung für Klinik und Praxis bereit.

Da alle Kurse von Chef- und Oberärzten, von erfahrenen Zahnärzten oder Apothekern geleitet werden, macht hier ein zentrales Angebot in NRW Sinn, wie die Auswertung der Förderphase ergab. Das mibeg-Institut Medizin hält eine entsprechende Fachbibliothek und eine EDV-unterstützte Lernumgebung bereit.

In Westfalen und im Rheinland starten zudem fortlaufend – mittlerweile unter Regelförderung – Kurse für Physiotherapeut/innen. Die in Herne und Köln angebotenen Seminare werden mit Fachexperten realisiert, die über eine hohe Kompetenz auch im Bereich der Lehre verfügen.

Für Gesundheits- und Krankenpfleger/innen starten fortlaufend in Zusammenarbeit mit engagierten Pflegeschulen Qualifizierungen, zunächst in Köln und Essen, dann an weiteren Orten Nordrhein-Westfalens. Auch diese Kurse können jetzt durch die Regelförderung mit Bildungsgutscheinen unterstützt werden. Zwei Kursformen qualifizieren hier passgenau: das Praxisseminar Pflege, das in sechs Monaten auf die integrierte Kenntnisprüfung vorbereitet, und die vierwöchigen modularisierten Anpassungslehrgänge, die initiativ durch die Bezirksregierung Düsseldorf gestartet wurden, abgestimmt auf die Bescheide des Landesprüfungsamtes.

Anpassungsqualifizierungen für Hebammen sind in Vorbereitung, in Kürze folgen Programme für weitere medizinische Assistenzberufe.

Damit zeigt sich bereits ein halbes Jahr nach Ende der IQ-Förderphase, dass die Qualifizierungen im Programm IQuaMed langfristig angeboten werden können. Der zugrunde liegenden Förderrichtlinie wird somit klar entsprochen. Alle Qualifizierungsprogramme sind in die Regelförderung überführt, und Jobcenter und Arbeitsagenturen können mit dem gut zu handhabenden Instrument des Bildungsgutscheins unterstützen. Arbeitssuchende können sich schnell und zielgerichtet für einen aufnahmefähigen Arbeitsmarkt vorbereiten, Anerkennungssuchende können rasch in den Bereichen Medizin und Pflege ihre Berufszulassung erlangen.

Der Bedarf ist weiterhin groß, die Erfolgsquote der Absolventen mit über 80 % ermutigend und die Unterstützung durch Gesundheitsinstitutionen in Nordrhein-Westfalen sehr positiv.

Begleitend dazu bietet das mibeg-Institut Medizin regelmäßig das kostenfreie Seminar »Wege zur Anerkennung« an, startet Initiativen wie das Get together Pflege, welches schon Vorbildfunktion für andere Initiativen hat, bietet für Experten Seminare zum Anerkennungsrecht an und folgt Einladungen in Jobcenter und Arbeitsagenturen, um über Anerkennungsmöglichkeiten und -qualifizierungen zu informieren. Die Expertise des Instituts wird zudem über Vorträge, so auch auf Pflegedienstkonferenzen, abgerufen.

Noch vor einem Jahr teilte uns die mit der Koordination von Förderungen in NRW beauftragte Stelle mit, an einer Fortführung dieser Projekte für diese Zielgruppen im Gesundheitswesen bestünde kein Interesse. Dies war offensichtlich eine Fehleinschätzung. Die große Nachfrage von Hunderten von Anerkennungssuchenden und Arbeitgebern im Gesundheitswesen zeigt, dass der Bedarf nach wie vor da ist.

Mit dem Instrument der Regelförderung konnte zudem eine nachhaltige Grundlage geschaffen werden, um langfristige Anerkennungskorridore zu schaffen. Zahlreiche engagierte Einrichtungen des Gesundheitswesens in NRW ermöglichen es nun, dauerhafte Lösungen für Anerkennungssuchende anzubieten.

Dass das, was bereits im letzten Jahr auf einer Bundestagung von Experten als »Modell NRW« bezeichnet wurde, auf den Weg gebracht werden konnte, verdankt sich dem hohen Engagement zahlreicher Experten. Hier sind vor allen Dingen die Gesundheitseinrichtungen selbst zu nennen, die Pflegedirektionen, die Fachschulen für Gesundheitsfachkräfte, die Bezirksregierungen des Landes Nordrhein-Westfalen, das Landesprüfungsamt, die Arbeitsagenturen und Jobcenter, die Anerkennungsberatungsstellen, die Berufsverbände und Berufskammern sowie die zuständigen Fachreferate im Arbeits- und Gesundheitsministerium NRW.

Ein ganz besonderes Dankeschön gilt den Expertinnen und Experten, die wir in unseren Wissenschaftlichen Beirat im Programm IQuaMed berufen durften, und die uns zahlreiche Türen geöffnet haben.

Nach einem halben Jahr gibt es also sehr viel Ermutigendes zu berichten. Seit 2015 haben wir über Tausend Gesundheitsfachkräfte aus über 80 Ländern qualifizieren können. Die Absolventen arbeiten im gesamten Bundesgebiet. Nach wie vor entscheiden sich sehr viele für eine Mitarbeit im nordrhein-westfälischen Gesundheitswesen. Erste Absolventen haben leitende Positionen und stellen sich zu unserer großen Freude als Mentoren und Dozenten zur Verfügung.

Diese Zwischenbilanz gibt auch die Gelegenheit, ganz herzlich Danke zu sagen an ein hervorragendes Team. Liebe Kolleginnen und Kollegen, dies geht alles nur durch Euer Engagement und Eure Expertise! Gut, dass wir hier in Köln viel Spaß an der Freud haben!