Hebammenausbildung in Deutschland wird akademisiert: Chance für ausländische Bewerberinnen und Bewerber

Gute Nachrichten auch für viele Hebammen, die aus dem Ausland kommen und ihre berufliche Anerkennung suchen: Der Bundesgesundheitsminister setzt eine EU-Richtlinie um, die spätestens 2020 erfüllt sein muss. Der Ausbildungsstandard von Hebammen wird gehoben, und im Rahmen eines dualen Studiums können theoretische und praktische Studieninhalte miteinander verknüpft werden.

Bislang zeichnete sich die Ausbildung in Deutschland durch einen besonders geringen Umfang an Theoriestunden in der Ausbildung aus. Aus dem Ausland kommende Bewerberinnen hatten da oft deutliche Vorsprünge durch eine akademische Vorbildung. Allerdings fehlte im Vergleich zur deutschen Ausbildung oft der Nachweis der erforderlichen praktischen Kompetenz. Die Folge: Eine Gleichwertigkeit konnte nicht konstatiert werden, viele Stunden praktischer Assistenz mussten nachgeholt werden. Da der Hebammenberuf in Deutschland überwiegend freiberuflich und in Teilzeit ausgeübt wird, war es nahezu unmöglich, eine zugelassene Praxisanleiterin zu finden, die bereit war, eine ausländische Kollegin (oder einen Kollegen) zur Anerkennung zu begleiten.

Hebammenschulen zeigten – wie auch Berufsverbände – zwar ein grundsätzliches Interesse, an Anerkennungsqualifizierungen mitzuwirken, aber selbst bei der Aussicht auf Unterstützung durch Förderprogramme gab es kaum Initiativen zur Mitwirkung. So wurde, engagiert auch durch die Anerkennungsbehörden unterstützt, schließlich in einem Projekt in NRW eine kleine Zahl von Ausbildungsplätzen von Hebammen bei einer Pflegeschule angesiedelt, da sich offensichtlich keine originäre Ausbildungsstätte fand.

Über das Projekt IQuaMed sind eine Reihe von Fachgesprächen in NRW initiiert worden. Hebammenschul-Leiterinnen wurden über Anerkennungswege ausländischer Kolleginnen informiert; Anerkennungsberaterinnen, Lehrhebammen, Anerkennungsbehörden und Qualifizierungsanbieter in Gesprächsrunden zusammengebracht. Eine freiberufliche Hebamme hat schließlich ein modularisiertes Kurskonzept entwickelt, das, gefördert durch das Programm »Integration durch Qualifizierung IQ« Anerkennungsuchende in NRW unterstützt.

Nach Erreichung eines akademischen Standards werden Gleichwertigkeitsprüfungen einfacher, damit steigen die Chancen auf eine berufliche Integration von aus dem Ausland kommenden Fachkräften. In Nordrhein-Westfalen können Hebammen bereits studieren: Ein Modellstudiengang unter Leitung von  Prof. Dr. Nicola H. Bauer, Leitung Studienbereich Hebammenwissenschaft, ist dort etabliert worden. Der einzige bundesdeutsche Masterabschluss kann an der MHH in Niedersachsen erworben werden.

Die geplante Akademisierung und damit Angleichung an europäische Standards ändert aber noch nichts an den in Deutschland schwierigen Bedingungen, unter denen sich die Berufsausübung vollzieht. Dazu zählen die Entlohnung ebenso wie die Versicherungsproblematik.

Siehe dazu auch: www.anerkennung-nrw.de/anerkennung-auslaendischer-hebammen-in-nrw-qualifizierungen-durch-das-programm-iquamed/