Susanne Krey im Interview über die Integration ausländischer Pflegefachkräfte: »Das Wichtigste ist die Liebe zu unserem Beruf.«

Susanne Krey, Pflegedirektorin des Heilig Geist-Krankenhauses Köln, auf dem Deutschen Pflegetag 2019 in Berlin

Susanne Krey, Pflegedirektorin des Heilig Geist-Krankenhauses Köln, auf dem Deutschen Pflegetag 2019 in Berlin

Susanne Krey gehört zu den Pflegedirektorinnen, die sich in Nordrhein-Westfalen besonders engagieren für die Integration ausländischer Pflegefachkräfte. Über die Louise von Marillac-Schule werden Pflegekräfte ausgebildet wie auch in weiteren katholischen Pflegeschulen. Von derzeit fünf auch mit Hilfe des Förderprogramms IQ / IQ Netzwerk NRW geförderten Pflegeprojekten sind allein vier in katholischer Trägerschaft in Köln, Dortmund, Wuppertal und Münster. Katholische Pflegedirektorinnen engagieren sich auch herausragend im Wissenschaftlichen Beirat des Programms IQuaMed. Zahlreiche weitere Projekte in Regelförderung entstehen zurzeit und bieten langfristige Angebote über das mibeg-Institut Medizin. Im Verbund mit vielen anderen Initiativen auch von Seiten der Universitätsklinika zeigt sich so in Nordrhein-Westfalen die Integrationsbereitschaft der Pflege.

anerkennung-medizin.de: Die Krankenhäuser der Cellitinnen haben eine lange Tradition in der Aufnahme ausländischer Pflegefachkräfte. Wie hoch ist im Heilig Geist-Krankenhaus der Anteil der Pflegefachkräfte mit Migrationshintergrund?

Susanne Krey: Die Cellitinnen haben in der Tat eine gute Tradition und viel Erfahrung in der Zusammenarbeit mit Pflegefachkräften aus vielen Ländern. Es ist uns ein ganz besonderes Anliegen, die Kolleginnen und Kollegen gut auszubilden und ihnen langfristige Perspektiven zu bieten. In unserem Krankenhaus haben rund 40 Prozent der Pflegefachkräfte einen Migrationshintergrund.

Was ist Ihnen als Pflegedirektorin des Heilig Geist-Krankenhauses besonders wichtig bei der Integration von ausländischen Pflegefachkräften?

Das Wichtigste bei der Gesundheits- und Krankenpflege ist die Liebe zu unserem Beruf. Und das ist auch die Basis einer guten Zusammenarbeit mit ausländischen Pflegefachkräften. Ganz wichtig ist aber auch die Bereitschaft zum Lernen, die Teamorientierung und die Empathie, die die Wertschätzung für die Patienten und für die Kollegen ermöglichen. Unbedingt erforderlich aber sind für die ausländischen Pflegefachkräfte die fachlichen und auch die sprachlichen Fähigkeiten, die ausreichend vorhanden sein müssen, wenn man in der Gesundheits- und Krankenpflege arbeitet.

Welche allgemein- und fachsprachlichen Voraussetzungen muss eine aus dem Ausland kommende Pflegefachkraft mitbringen?

Bei den sprachlichen Voraussetzungen müssen belastbare Deutschkenntnisse auf dem Niveau B2 vorhanden sein. Dies ist eine Mindestvoraussetzung. Die Gesundheits- und Krankenpflege ist ein anspruchsvoller Beruf, deshalb muss eine weitere Qualifizierung auf das C1-Niveau immer angestrebt werden. Sehr gute Sprachkenntnisse sind geradezu eine Voraussetzung für die Berufsausübung.

Ist nach Ihrer Einschätzung eine standardisierte Fachsprachprüfung für Pflegekräfte – beispielsweise abgenommen durch eine Pflegekammer – wünschenswert?

Aus unserer Sicht ist ein gemeinsames Curriculum wünschenswert, das einer standardisierten Fachsprachprüfung entspricht. Wir überzeugen uns immer vor Ort von den fachsprachlichen Kenntnissen und Fähigkeiten. In einem Abschlussgespräch, das der Überprüfung der beruflichen Gleichwertigkeit dient, müssen wir eine Entscheidung treffen können, ob die Gleichwertigkeit wirklich erreicht worden ist und die Berufszulassung erfolgen kann. Dabei spielen immer auch fachsprachliche und fachliche Aspekte eine Rolle.

Hat das Anerkennungsgesetz nach Ihrer Einschätzung die Aufnahme und Integration ausländischer Pflegefachkräfte spürbar verbessert? Und was bleibt zu tun?

Nein, das Anerkennungsgesetz hat in unserer Praxis nicht spürbar die Situation verbessert. Integration ist eine Aufgabe, die immer nur durch alle Mitarbeiter des Krankenhauses geleistet werden kann, und ohne deren Bereitschaft wäre Integration nicht so gut möglich. Alltagsbegleitung, in Form von Patenschaften, ist für die erste Zeit in einem fremden Land unabdingbar und wird durch das Engagement unserer Mitarbeiter ermöglicht.

Bei den Anpassungsqualifizierungen im Bereich der Gesundheits- und Krankenpflege engagieren sich die katholischen Krankenhäuser besonders über ihre Pflegeschulen. Neben der zeitweiligen Unterstützung durch das Förderprogramm IQ des Bundes: Welche kontinuierliche Förderung durch die öffentliche Hand halten Sie bei der Integration von ausländischen Pflegefachkräften für erforderlich?

Wichtig ist für eine kontinuierlich gute Integrationsarbeit die Sicherstellung einer dauerhaften Übernahme der Schulungskosten. Hier müssen andere Instrumente geschaffen werden, die den Pflegeschulen eine kontinuierliche Integrationsarbeit ermöglichen, zugleich aber auch eine Erweiterung der Kapazitäten zulassen, wenn der Bedarf vorhanden ist. Ergänzend wäre es wünschenswert, wenn die Häuser einen hauptamtlichen Praxisanleiter zumindest teilfinanziert bekämen, die Krankenhäuser der Cellitinnen schultern diese Finanzierung eigenständig.

Dipl.-Pflegemanagerin Susanne Krey ist Pflegedirektorin des Heilig Geist-Krankenhauses Köln. Das Gespräch mit Susanne Krey führte Barbara Rosenthal für anerkennung-medizin.de.