Eine überwältigende Mehrheit von 79 Prozent hat sich bei einer Umfrage unter 1500 Pflegefachkräften für die Etablierung einer Pflegekammer in Nordrhein-Westfalen ausgesprochen. Mit der Einrichtung einer Pflegekammer in NRW erhalten die knapp 200.000 Pflegefachkräfte in Nordrhein-Westfalen eine klare Stimme, die für die beruflichen Belange und Qualitätsstandards eintreten kann. Ein entsprechender Gesetzentwurf soll kurzfristig auf den Weg gebracht werden.
Die Pflegekammer wird Standards etablieren, Fortbildungsangebote sichern und berufsfachliche Prüfungen abnehmen. Die Mitgliedschaft für alle examinierten Pflegekräfte ist verbindlich. Damit wird zugleich eine starke Anwaltschaft nicht nur für die inländischen Pflegekräfte, sondern auch für aus dem Ausland kommende Fachkräfte in der Pflege ermöglicht. Die weitere Professionalisierung und Akademisierung werden zu den Themen genauso gehören wie das Einstehen für mehr Ressourcen und eine bessere Vergütung der pflegerischen Leistungen.

NRW bekommt eine Pflegekammer: Karl-Josef Laumann, Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen, Quelle: MAGS
Der nordrhein-westfälische Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann hat Wort gehalten. Er hat bereits seit Jahren Unterstützung zugesagt, damit die Pflegefachkräfte in NRW eine stärkere Stimme für ihre eigenen berufsständischen Belange erhalten. So sagte Minister Laumann zu RP online: »Die Kammer wird die Macht der Pflegekräfte stärken, in der deutschen Gesundheitspolitik wird zu oft über Pflege gesprochen, ohne dass die Pflege mit am Tisch sitzt.«
Erwartbar verhalten bis kritisch äußerten sich Arbeitnehmer- wie Arbeitgebervertretungen, die damit zugleich deutlich machten, dass ihre jeweils eigenen Interessen durch die Einrichtung einer Pflegekammer tangiert werden. Jahrzehntelang hatte die Politik es versäumt, den Pflegefachkräften ein adäquates Forum zu schaffen, das vergleichbar zu den Interessenvertretungen der Ärztinnen und Ärzte agieren und auf berufsspezifische Belange aufmerksam machen kann. Positiv äußerte sich hingegen die nordrhein-westfälische Krankenhausgesellschaft KGNW.
Für die nordrhein-westfälische Pflegekammer haben Pflegeexperten über Jahre engagiert gestritten, allen voran die Vorstände des Pflegerats, des Deutschen Berufsverbands für Pflegeberufe, des Bundesverbands Pflegemanagement, des OTA-Schulträger-Verbands, des Bundesverbands Lehrende Gesundheits- und Sozialberufe, darunter auch die Pflegeexperten des Wissenschaftlichen Beirats unseres Programms IQuaMed zur Integration und Anerkennung ausländischer Gesundheitsfachkräfte.

Andreas Westerfellhaus, Bevollmächtigter der Bundesregierung für Pflege, © BMG, Fotograf Holger Gross
Dass es zur Einrichtung einer Pflegekammer kommt, verdankt sich im Besonderen dem Engagement des Pflegebeauftragten der Bundesregierung, Andreas Westerfellhaus, der bereits in seiner Funktion als Präsident des Deutschen Pflegerats vehement für die Einrichtung einer Pflegekammer stritt. In einer ersten Stellungnahme gegenüber RP online zeigte er jetzt schon das nächste Ziel auf: »Ich hoffe sehr, dass die Gründung einer Pflegekammer nun auch in Nordrhein-Westfalen die letzten Dämme für eine Bundespflegekammer bricht.« Er könne die Pflegeverbände nur dazu aufrufen, die ihr angebotene Verantwortung anzunehmen und analog der Bundesärztekammer eine eigene legitimierte Institution zu schaffen, die Ansprechpartner für die Politik ist, aber auch das Zusammengehörigkeitsgefühl aller in Deutschland tätigen Pflegefachkräfte zur Aufgabe habe. »Nur so werden die Pflegefachkräfte in Deutschland ihre Interessen effektiv vertreten können.«
Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein und Niedersachsen haben bereits Pflegekammern, Bayern hat sich für einen Pflegering entschieden, der deutlich weniger Befugnisse hat.
Verbesserte Arbeitsbedingungen in der Pflege werden auch für aus dem Ausland kommende Pflegefachkräfte attraktiv sein. Zugleich kann eine Pflegekammer dafür streiten, dass gute Qualifizierungsmöglichkeiten sprachlicher, fachsprachlicher und fachlicher Natur geschaffen werden können, damit bei aller gewünschter »Niedrigschwelligkeit« bei der Anerkennung notwendige Qualitätsstandards gut erfüllt werden.